3. April 2024

«Keine Ahnung, was mich interessiert»

In der Berufsberatung kommen verschiedene Instrumente zum Einsatz. Dazu gehören Interessensfragebögen. Sie sind ein guter Start in den Berufswahlprozess.
Autor/in: Nadja Böller, Fachspezialistin Kommunikation
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Um den passenden Beruf zu finden, müssen Jugendliche zuerst mehr über sich selbst erfahren. Erst wenn sie ihre Interessen, Stärken und Fähigkeiten kennen, können sie diese mit den verschiedenen Berufen abgleichen. Doch vielen Jugendlichen fällt es schwer, zu formulieren, was sie interessiert. Hier kommen Interessensfragebögen ins Spiel. Sie sind ein wichtiges Puzzleteil im Beratungsprozess, denn sie geben wertvolle Hinweise auf die Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen und ergänzen das persönliche Beratungsgespräch in idealer Weise. Andrea Villiger, Berufs- und Laufbahnberaterin, weiss, worauf es beim Einsatz von Fragebögen ankommt.

Text oder Bild?

Die Wahl des Fragebogens ist individuell. Manche Jugendliche bevorzugen visuelle Fragebögen, bei denen z. B. mit Fotos gearbeitet wird. Andere bevorzugen textbasierte Fragebögen. Zudem achtet Andrea Villiger bei der Wahl des Fragebogens auf die Fragestellung: «Wenn jemand noch nicht weiss, was ihn interessiert, werden Fragebögen eingesetzt, die die Jugendlichen dabei unterstützen, herauszufinden, was sie interessiert und wo ihre Stärken liegen. Will jemand unbedingt mit Menschen arbeiten, passt ein spezifischer Fragebogen zu sozialen Berufen. Eine Lehre oder ans Gymnasium? Auch dafür gibt es einen entsprechenden Fragebogen.»

Fragebogen-Universum

Für den Berufswahlprozess stehen den Beratungspersonen bei ask! rund zehn Interessensfragebögen zur Verfügung, die nirgends frei verfügbar, sondern nur für die kantonale Berufsberatung zugänglich sind. Es handelt sich um wissenschaftlich fundierte und geprüfte Instrumente, die in einem langen Entstehungsprozess entwickelt und an schweizerische Verhältnisse angepasst wurden. Die Berufsberaterin erklärt: «Ein guter Fragebogen misst das, was er zu messen vorgibt. Sätze und Begriffe müssen beispielsweise eindeutig sein. Frei verfügbare Fragebögen im Internet entsprechen häufig nicht diesen Qualitätskriterien.» Solche Test können durchaus sinnvoll sein als erster, grober Hinweis, sie ersetzen aber nicht die diagnostischen Mittel in der Berufsberatung.

Ausgeschlafen, konzentriert, ungestört

«Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wann und wie ein Interessensfragebogen zum Einsatz kommt. Manchmal arbeiten wir mit Bildern und oftmals setzen wir zwei Fragebögen ein», erklärt die Berufsberaterin. In der Regel erhalten die Jugendlichen nach dem ersten Gespräch einen Zugang zu einem Fragebogen und füllen ihn zu Hause aus. «Für das Bearbeiten des Fragebogens sollen sie sich genügend Zeit an einem ruhigen Ort nehmen. Wenn Jugendliche den Fragebogen ungestört ausfüllen können, fit und ausgeschlafen sind, werden die Ergebnisse am genauesten», so Andrea Villiger. Die Ergebnisse gehen dann direkt an die Beraterin und werden im zweiten Gespräch besprochen. So ergibt sich ein ideales Bild als Grundlage für den Entscheidungsprozess.

Kompass für die richtige Entscheidung

Die Berufswahl erscheint oft wie ein unüberschaubares Meer voller Möglichkeiten. Interessensfragebögen dienen hier als Kompass, um aus der Vielfalt an Optionen den besten Weg zu finden. Für die Jugendliche bedeutet dies eine wertvolle Unterstützung auf der Suche nach der passenden Ausbildung oder zu einem erfüllenden Beruf.

 

Empfehlenswerte frei verfügbare Fragebögen

Berufs-Check (berufsberatung.ch)

Mit einem Berufs-Check kann überprüft werden, wie stark ein bestimmter Beruf zu den eigenen Interessen und Fähigkeiten passt. Den Berufs-Check gibt es für die rund 170 häufigsten Grundbildungen EFZ und EBA.

Interessenkompass (feel-ok.ch)

Anhand der Interessen erfährt man, welche Tätigkeiten und Berufe zu einem passen. Der Fragebogen dauert etwa 10 Minuten.

Elterntipp: So unterstütze ich mein Kind bei der Berufswahl

  • Ich plane mit ihm den nächsten kleinen Schritt.
  • Ich interessiere mich für seine Ideen.
  • Ich ermutige mein Kind.
  • Ich erzähle von meiner eigenen Berufs- oder Schulwahl und von meinem Weg bis zum heutigen Beruf.
  • Ich frage nach, wenn mein Kind von Schnupperlehren von Kolleginnen und Kollegen erzählt.
  • Ich frage mein Kind, auf welche Weise ich es unterstützen kann.
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