6. Juni 2023

«Ich habe die einmalige Gelegenheit genutzt»

Welche Motive bewegen Gymnasiastinnen und Gymnasiasten dazu, an der ETH zu studieren, und welchen Herausforderungen begegnen sie dort? Diese und weitere Fragen beantwortet Nora Dieschbourg, Informatik-Studentin im dritten Jahr aus Luxemburg.
Autor/in: Tanja Lukic, Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin
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Was haben Sie vor Ihrem Studium gemacht, Nora Dieschbourg?

Ich habe in Luxemburg das Gymnasium mit der Fachrichtung Mathematik absolviert.

Was hat Sie dazu bewogen, an der ETH zu studieren?

Ich habe Verwandte, die ebenfalls an der ETH studiert haben. Sie haben mir von ihren guten Erfahrungen berichtet. Zudem ist Zürich eine sehr schöne Stadt. Vor der Anmeldung habe ich den Campus selbst besucht. Die Lage der Gebäude hat mir gut gefallen, aber auch das Angebot der Aktivitäten für die Studierenden. Ich habe mir auch Universitäten in Deutschland und in den Niederlanden angeschaut. Im Endeffekt hat mich überzeugt, dass man an der ETH ein hochwertiges Studium für relativ wenig Geld bekommt. Als ich fürs Studium angenommen wurde, habe ich die einmalige Gelegenheit genutzt.

Wieso habe Sie sich für das Informatik-Studium entschieden?  

Ich wusste schon früh, dass ich etwas mit Mathematik studieren möchte. Ich habe auch unabhängig von der Schule an Hackathons teilgenommen und Kurse besucht, die etwas mit Informatik zu tun hatten. Da hat sich bereits gezeigt, dass das mein Fach ist. Spannend daran finde ich, dass es so vieldimensional ist. Es wirkte auf mich wie Zauberei. Manches macht auf den ersten Blick keinen Sinn, aber wenn man Schicht für Schicht eintaucht, versteht man es immer besser. Das ist beeindruckend! Zudem liegt es mir, dass die Informatik an der ETH viel mit Mathematik zu tun hat.

Wie ist Ihnen der Einstieg an der ETH gelungen?

Im ersten Studienjahr habe ich gemerkt, dass es für mich ein grosser Vorteil war, im Gymnasium Mathematik als Schwerpunkt gewählt zu haben. Der Stoff aus dem Gymnasium  hat sich im ersten Jahr teilweise wiederholt. Das hat mir Sicherheit gegeben. Allerdings war der Prüfungsdruck sehr hoch. Es fiel mir schwer, mich davon nicht stressen zu lassen. Der Auszug von zuhause war kein Problem, unter anderem auch weil das Essen in der Mensa so gut ist.

Wie haben Sie sich auf die Prüfungen vorbereitet?

Wichtig scheint mir, sich in der Prüfungsvorbereitung einen guten Überblick zu verschaffen und das zu lernen, was in der Vorlesung wichtig war und nicht alles im Detail  auswendig zu lernen. An der ETH gibt es zunächst die Vorlesungszeit, dann einige Wochen vorlesungsfreie Zeit, die sogenannte Lernphase, und zuletzt folgt die Prüfungsphase. Man sollte nicht die ganze Prüfungsvorbereitung auf die Lernphase legen, weil diese im Herbstsemester meist sehr kurz ausfällt.

Wie haben Sie das gemeistert?

Für die Fächer, bei denen eine eigene Zusammenfassung in die Prüfung erlaubt ist, habe ich bereits während des Semesters mit den Notizen begonnen. Der zeitliche Arbeitsaufwand liegt bei ungefähr 50 Stunden pro Woche. Ich habe in den ersten beiden Semestern alle Vorlesungen und  Übungsstunden besucht. Hält man sich daran, ist man gut dabei.

Fühlen sie sich von den Professoren gut betreut?

Informatik ist ein sehr grosser Studiengang. Aus diesem Grund hat man wenig direkten Kontakt zu den Professoren, ausser es ist explizit gewünscht. Mich persönlich stört das nicht, aber einige erleben das als Nachteil. In den Pausen oder nach den Vorlesungen hat man die Möglichkeit, individuelle Fragen zu stellen.

Ist es möglich, im Informatik-Studium Teilzeit zu arbeiten?

Im Basisjahr wird von Nebenjobs abgeraten. Man sollte auch keine Extrafächer belegen, wenn man nicht ein absoluter Überflieger ist. Im Nachhinein denke ich mir, hätte ich bestimmt ein zusätzliches Wahlfach belegen können, aber das ist rückblickend vielleicht etwas schöngefärbt.

Hatten Sie am Anfang des Studiums Zeit für Hobbys?

Ja, aber nur für zeitunabhängige Hobbys. Ich übe beispielsweise keinen Mannschaftssport aus, bei dem ich fixe Zeiten einhalten muss. Ich nutze zum Teil das Sportangebot des Akademischen Sportverbandes Zürich ASVZ. Andere Hobbys wie Handarbeit eignen sich gut zur Entspannung. Aber ich kenne Leute, die Mannschaftssport gemacht und das gut hinbekommen haben.

Wie ist es für Sie als Frau an der ETH zu studieren?

In der Informatik ist der Frauenanteil unter dem gängigen ETH-Durchschnitt. Ich glaube, unsere Frauenquote liegt unter 20 Prozent. Mich persönlich stört das nicht. Es hat immer noch mindestens eine andere Frau. Als Studienanfängerin muss man keine Sorgen haben, dass man ganz allein in einer reinen Männerwelt ist. Es sind einfach weniger Frauen.

Welchen Tipp würden Sie jungen Erwachsenen geben, die an der ETH studieren möchten?

Im Vorfeld sollte man herausfinden, ob einem die Studienrichtung und die Hochschule wirklich entsprechen. Ich würde empfehlen, Veranstaltungen, wie Schnuppertage oder Tage der offenen Tür, zu besuchen. Mir hat es geholfen, mir ein Bild vor Ort zu machen. Man kann auch den Fachverein der Fachrichtung kontaktieren. Bei der Informatik gibt es ein Programm, bei welchem Interessierte Studierende einen Tag lang begleiten und Vorlesungen besuchen können. Solche Einblicke helfen bei der Entscheidung. Für den Studienantritt habe ich einen generellen Tipp: Glaub an dich, sonst schaffst du es nicht! Man sollte am eigenen Selbstwertgefühl festhalten. Was auch noch wichtig ist: guter Schlaf, gute Ernährung, gute Körperpflege und die mentale Gesundheit.

 

Über die ETH

An der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) sind rund 24’500 Studierende aus über 120 Ländern eingeschrieben. Das Angebot umfasst Studiengänge in Architektur und Bauwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik, Systemorientierten Wissenschaften, Management sowie Geistes und Sozialwissenschaften. Gemäss internationalen Rankings gehört die ETHZ zu den weltweit besten Universitäten. Mit einem schweizerischen gymnasialen Maturitätszeugnis werden Sie ohne Auflagen zum Bachelorstudium zugelassen. Das Studium gilt als sehr anspruchsvoll und ist in der ersten Phase (Basisjahr) stark auf den Erwerb mathematischer und naturwissenschaftlicher Grundlagen ausgerichtet. In mehreren Bachelor-​Studiengängen wird die Basisprüfung nicht mehr als gesamtes nach einem Jahr gemacht, sondern in zwei unabhängigen Blöcken. Der eine kann nach dem ersten Semester, der andere nach dem zweiten abgelegt werden.

Die ETH unterstützt Sie vor und während des Studiums in vielfältiger Weise: Im Selbsteinschätzungstest Mathematik können Sie vor Studienbeginn Ihren Leistungsstand in Mathematik bestimmen. Der Brückenkurs Mathematik erlaubt Ihnen dann, allfällige Lücken zu schliessen. Sobald Sie zum Studium angemeldet sind, erhalten Sie eine Einladung zum Prestudy Event. Hier lernen Sie Ihre Mitstudierenden kennen und bekommen Tipps für einen guten Studienstart. Nach Studienbeginn unterstützen die Student Services Sie beispielsweise mit der Veranstaltung «Erfolgreich durchs Basisjahr» oder mit Workshops zur Lernplanung.

 

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