13. Oktober 2021

Alternative Wege nach dem Sportstudium

Sport, Bewegungswissenschaften und Gesundheitsförderung sind beliebte Studienrichtungen. Doch welche Berufsfelder stehen Ihnen offen, wenn Sie nicht als Sportlehrperson arbeiten möchten?
Autor/in: Sibylle Gebert, Berufs-, Studien- und Laufbahnberaterin
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Die Sport- und Bewegungswissenschaften beschäftigen sich mit der wissenschaftlichen Betrachtung der menschlichen Bewegung. Je nach Ausrichtung des Studiums erwerben Sie neben sportpraktischen Fähigkeiten medizinisch-trainingswissenschaftliche, pädagogisch-sozialwissenschaftliche oder naturwissenschaftlich-medizintechnische Kenntnisse. Mit der wachsenden wirtschaftlichen Bedeutung steigt auch der Stellenwert der Sportökonomie.

Es lohnt sich, die verschiedenen Ausrichtungen der Studiengänge zu vergleichen: www.sportstudien.ch.

 

Unfallprävention im Schnee- und Bergsport

Einen möglichen Alltag in der Präventionsarbeit im Bereich Sport schildert uns Flavia Bürgi, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU.

 

Flavia Bürgi, welche Aufgaben umfasst Ihre Tätigkeit?

Bei meiner Tätigkeit trage ich gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen die Unfallzahlen für die Schweiz im Bereich Sport zusammen. Dadurch wissen wir beispielsweise, dass es in der Schweiz im letzten Jahr 181 tödliche Sportunfälle gegeben hat und dass sich jedes Jahr über 400'000 Menschen beim Sport verletzen. Zudem lese ich viel wissenschaftliche Literatur, die wir für unsere Präventionsarbeit nutzen. Manchmal führen wir auch eigene Erhebungen durch. So gehen wir zum Beispiel alle zwei bis drei Jahre in Schweizer Schneesportgebiete und erheben, wie viele Personen beim Ski- und Snowboardfahren einen Helm tragen. Deshalb wissen wir, dass über 90 Prozent aller Schneesportler in der Schweiz beim Ski- und Snowboardfahren auf der Piste einen Helm tragen.

 

In welchen aktuellen Projekten arbeiten Sie momentan?

Vielleicht kennen Sie die BFU-Skivignette. Sie bedeutet, dass Ihre Bindung korrekt eingestellt ist. Eine korrekt eingestellte Skibindung ist nämlich ein sehr wichtiger Faktor, um Verletzungen beim Skifahren zu reduzieren. Bei einer Befragung vor zwei Jahren haben wir festgestellt, dass die jüngere Generation die Skivignette nicht gut kennt. Nun versuchen wir, zusammen mit der Kampagnen-Abteilung der BFU, den Look dieser Skivignette zu erneuern, um auch die jungen Leute in Zukunft besser erreichen zu können.

 

Welche Fähigkeiten sind besonders gefragt?

Als wissenschaftliche Mitarbeiterin muss ich, wie es der Name bereits verrät, verschiedene Kompetenzen im Bereich wissenschaftliches Arbeiten mitbringen: recherchieren, Daten analysieren und aufbereiten, Daten oder Studien kritisch beurteilen und interpretieren, Erkenntnisse zusammenfassen und in Publikationen kommunizieren. Da ich für den Schnee- und Bergsport zuständig bin, muss ich auch ein Know-how in diesen Sportarten mitbringen. Diese Erfahrungen sind ebenfalls sehr wichtig, damit wir in diesen Sportarten geeignete Präventionsmassnahmen erarbeiten und empfehlen können.

 

Was bereitet Ihnen speziell Freude an Ihrer Tätigkeit?

Die Forschungsarbeit in der BFU ist sehr anwendungsorientiert. Das heisst, wir aus der Forschungsabteilung arbeiten sehr eng mit unserer Beratungsabteilung zusammen. Gemeinsam mit ihnen erarbeiten wir geeignete Präventionsmassnahmen. Wir versuchen also immer, wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Massnahmen für die Praxis umzusetzen. Und das gefällt mir besonders gut an meiner Arbeit bei der BFU.

 

Wie schätzen Sie den Arbeitsmarkt in den Berufsfeldern ausserhalb der Sportvermittlung und Gesundheitsförderung ein?

Das Berufsbild einer Sportwissenschaftlerin ist nicht so einfach zu beschreiben. Es gibt zwar sehr unterschiedliche Berufsfelder in und ausserhalb der Forschung, manchmal sehr nahe am Sport, manchmal auch etwas weiter weg. DIE Stelle als Sportwissenschaftler gibt es also nicht. Wo man schlussendlich landet, ist vermutlich sehr abhängig von den eigenen Interessen, von allfälligen Schwerpunkten oder Zweitfächern, die man während des Studiums gewählt hat oder von weiteren Ausbildungen.

Zur Person: Flavia Bürgi

Nach ein paar Jahren als Primarlehrerin hat Flavia Bürgi an der Uni Basel Sportwissenschaften mit Schwerpunkt Gesundheit/ Prävention studiert und mit einem Doktorat in Public Health abgeschlossen. Ein Thema war die Prävention von Übergewicht bei Kindern. Dann wechselte sie zur Gesundheitsförderung im Alter (Sturzprävention). Aktuell arbeitet sie bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung BFU und befasst sich mit Schnee- und Berg- sowie Kinder- und Jugendsport.

 

Sind Sie an weiteren Laufbahnporträts interessiert?


Bild: Unsplash, Infografik: Stefanie Studer, Fachspezialistin Kommunikation

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